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Tempelhof: Um kurz vor Zwölf ist Schluss
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am 08.10.08 03:44 Der letzte Flug ist gebucht, die letzte Party geplant - im Ambiente der 40er-Jahre-Lounge vom Air Service Berlin wurde gestern der Ablauf für den Abschied vom Flughafen Tempelhof verkündet. Am späten Abend des 30. Oktober wird die letzte Linienmaschine vom Rollfeld abheben, kurz darauf folgen die historischen Flugzeuge Ju 52 sowie der "Rosinenbomber" DC 3. Ihnen zuwinken dürfen rund 800 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Medien. Sie alle sind zum Abschied in die Haupthalle des historischen Gebäudes geladen. "Der letzte Tag ist definitiv der 30. Oktober. Dann bleibt die Haupthalle für die breite Öffentlichkeit geschlossen, lediglich Passagiere mit gültigem Ticket haben Zutritt. Und natürlich unsere Gäste", sagte Ralf Kunkel von der Flughafen GmbH. Diese Gäste, unter ihnen auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), sollen noch einmal das besondere Flair des historisch bedeutsamen Ortes genießen, ehe der Flugverkehr endgültig eingestellt wird. Wie genau der Abend gestaltet werden soll, darüber wollte Kunkel keine Auskunft geben. "Ein gewisses Überraschungsmoment möchten wir uns bewahren." Fest steht dagegen, dass um 21.50 Uhr die letzte reguläre Linienmaschine in Richtung Mannheim abheben wird. Kapitän an Bord der Dornier 328 von Cirrus Airlines ist dann Lars Jacobs. "Das ist ein relativ normaler Tag für mich. Ich fliege seit 1995 von und nach Tempelhof", sagte Jacobs mit der gewohnten Souveränität eines Piloten, um dann doch kurz zu stocken und hinzuzufügen: "Die Schließung tut weh." Auch Georg Kohne und Steffen Wardin kämpften gestern zwischenzeitlich mit den Tränen. Sie werden am 30. Oktober um kurz vor Mitternacht mit den historischen Flugzeugen in den Berliner Nachthimmel starten - und nicht mehr in Tempelhof landen. "Wir werden nach Schönefeld fliegen. Denn dorthin soll die Geschichte schließlich transportiert werden", erklärte Wardin, der den so genannten Rosinenbomber steuern wird. Ob er, oder sein Pendant in der Ju 52, letztlich als Erstes abhebt, ist dabei zweitrangig. "Wir werden alles so machen, dass es sicher ist. Und dann wird man sehen, welche Maschine die letzte war, die hier gestartet ist." Georg Kohne wird bis dahin jeden einzelnen der in diesem Monat noch verbleibenden Flüge mit der alten "Tante Ju" genießen. Seit 22 Jahren ist er Pilot der Lufthansa-Maschine. "Allein am 30. gibt es noch einmal neun Flüge. Sie alle sind ausgebucht. Nur für den letzten gibt es noch zwei Tickets", sagte Kohne. Diese sind in den nächsten Tagen "bei einem bekannten Internetauktionshaus" zu ersteigern. So soll die Zukunft der Ju und ihrer Rundflüge gesichert werden. Denn bald hebt die historische Maschine aus Schönefeld ab - und zumindest Kapitän Kohne wird dann jede Menge Wehmut mit im Gepäck haben. "Tempelhof ist für mich der schönste Flughafen der Welt. Hoffentlich gelingt es, diesen Ort würdig zu erhalten." Dass er zunächst in gutem Zustand bleibt, dafür soll ein Tochterunternehmen der Flughafengesellschaft sorgen. 38 Mitarbeiter der Facility Management Tempelhof GmbH sollen das Gebäude instand halten und pflegen, weitere neun Feuerwehrleute für die Sicherheit sorgen. "Bis die weitere Nutzung geklärt ist, haben wir uns mit dem neuen Betreiber auf diese Lösung geeinigt. Unsere Mitarbeiter kennen sich schließlich am besten aus und haben die nötige Erfahrung mit dem Flughafen", sagte Pressesprecher Kunkel. Ob auch über den 30. Oktober hinaus Führungen angeboten werden, läge allerdings in der Hand der Berliner Immobilienmanagement GmbH, die das Areal von da an verwaltet. Bis zur Schließung und der offiziellen Schlüsselübergabe am 30. Oktober werden aber noch regelmäßig Führungen durchgeführt. Von Michael Knippenkötter 8. Oktober 2008, 03:44 Uhr |
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