Erste Flugversuche
Das Garde-Pionier-Bataillon, das auf dem Tempelhofer Feld stationiert war, hatte seit 1884 eine Truppe, die sich Luftschiffer-Abteilung nannte. Die Garde-Luftschiffer sollten für Aufklärung und Observation Testversuche mit Ballons durchführen, die mit Leuchtgas gefüllt waren.
Links: Übungen der Luftschifferabteilung mit dem Signalballon auf dem Tempelhofer Felde bei Berlin (Zeichnung 1902)
Unten: Die Garde-Luftschiffer beim Erkunden von Luftströmungen im Jahr 1907
Die ersten Flugversuche mit einem Gleiter unternahm der Schweizer Maler Arnold Böcklin (hier ein Selbstbildnis, 1873) , einer der Hauptvertreter des deutschen Symbolismus ("Die Toteninsel"). Böcklin stellte diesen im August 1883 auf dem Tempelhofer Feld der Öffentlichkeit vor, um ihn dann dem Kriegsministerium zu verkaufen. Doch alle Flugversuche scheiterten.
1894 lernte Böcklin Otto Lilienthal kennen, der ebenfalls Flugversuche mit einem Gleiter im benachbarten Lichterfelde unternahm. Lilienthal erprobte gewölbte Tragflächen, die den Flügeln von Vögeln nachempfunden waren.
Links: Otto Lilienthal bei einem Flugversuch 1894
Nach dem Todesflug Lilienthals (1896) unternahm dessen Bruder Gustav Lilienthal, viele Jahre lang weitere Flugversuche mit verschiedenen Flugapparaten auf dem Tempelhofer Feld.
Der nächste Flugpionier, der das Tempelhofer Feld für sich entdeckte, war der Dresdner Buchhändler Dr. Hermann Wölfert. Mit Unterstützung der Tempelhofer Luftschiffer testete er sein lenkbares Luftschiff "Deutschland" vor tausenden von Schaulustigen. Angetrieben wurde der Ballon von einem Benzinmotor.
Am 12. Juni 1897 schoss aus dem Motor eine Stichflamme und brachte den Gasballon zur Explosion. Wölfert und sein Mechaniker Robert Knabe stürzten in der brennenden Gondel auf die Ringbahnstraße. Beide Flugpioniere starben.
Nur wenige Monate später, am 03. November 1897 schrieb sich ein weiterer Flugpionier in das Geschichtsbuch des Tempelhofer Feldes ein. Es war der gebürtige Ungar David Schwarz, der zwar schon verstorben war, aber sein in Tempelhof gebautes Ganzmetall-Luftschiff wurde von seiner Witwe vermarktet. Der Mechaniker Ernst Jagels erhielt von ihr den Auftrag, das starre Aluminium-Luftschiff dem deutschen Militär zu demonstrieren. Es erreichte zwar eine Höhe von 400 Metern, stürzte dann jedoch wegen mechanischer Mängel ab. Beobachter auf dem Tempelhofer Feld war auch Graf Zeppelin, der die Idee des David Schwarz aufnahm und schließlich mit seinen Luftschiffen Weltruhm erlang.